Die Bank an unserer Seite

Wie entscheidet man sich für ein Kreditinstitut, wenn man keine Ahnung vom Markt hat? Öffnungszeiten vergleichen? Die sind eigentlich nicht wichtig. Da wäre schon eher die Frage relevant, wie komfortabel das Online-Banking funktioniert. Aber das erfährt man leider erst, wenn man schon ein Konto eröffnet hat.

Als wir vor etwa drei Jahren nach Sydney gekommen sind, haben wir uns einfach für jene Bank entschieden, die es ermöglicht, am Geldautomaten kostenlos Geld von Jules Konto in Deutschland abzuheben. So konnten wir unser Startkapital auf dieses deutsche Konto schaffen und es dann einigermaßen verlustfrei hier aus dem Automaten holen.

Das Konto hat uns dann auch einigermaßen überrascht. Nicht nur, dass keine Kontoführungsgebühren zu entrichten waren, es gab auch automatisch noch ein Tagesgeldkonto dazu und dessen Zinssatz stellt jedes deutsche Angebot in den Schatten. Nach anfänglichen 4% gab es dann immerhin noch über zwei. Und das Geld ließ sich per PC vom regulären Account beliebig ins Tagesgeldkonto und zurück verschieben.

Anfangs floss noch ein großer Teil der erwirtschafteten Zinsen per Steuer an den australischen Fiskus. Das ließ sich aber beheben. Kapitalertragssteuern richten sich nach dem Gesamteinkommen eines Steuerzahlers. Hat die Bank keine Informationen darüber, wie viel Steuern man sonst so bezahlt, gehen sie vom Spitzensteuersatz aus. Seit die Bank unsere Steuernummer kennt, müssen wir als Durchschnittsverdiener keine Steuern mehr auf die Erträge unseres Festgeldkontos bezahlen.

Das lief eine ganze Weile so. War bei Gehaltseingang noch was vom Vormonat übrig, gabs eine Überweisung ins Festgeldkonto.

Bis wir diese merkwürdigen Anrufe aus der Bank bekamen. Die nette Dame, die das Konto für uns eingerichtet hatte, meldete sich bei Jule zu den unpassendsten Zeiten. Zuerst klang es, als wollte sie uns irgendein weiteres Bankprodukt verkaufen, dann machte sie es aber immer dringender: Wir sollten unbedingt mal zu ihr in die Bank kommen. Das war gar nicht so einfach, normale Menschen haben weder vormittags um halb zehn Zeit, wenn die Bank aufmacht und vor fünf abends in der Bank zu erscheinen, lässt sich auch nicht immer einrichten. Letztlich haben wir es geschafft. Und was uns die Dame von der Bank zu berichten hatte, klang einigermaßen verblüffend. Sie meinte, die 2% Zinsen auf dem Festgeldkonto seien ja einigermaßen lächerlich, deshalb rate sie uns dringend dazu, dieses Konto zu schließen und anschließend ein neues zu eröffnen. Dann bekämen wir – wie bei neu eröffneten Tagesgeldkonten so üblich – wieder 4,11% Zinsen. Das allerdings nur für drei Monate, aber in drei Monaten könnten wir ja einfach wiederkommen und das Konto abermals schließen und dann neu eröffnen.  Das alles sei selbstverständlich frei von Gebühren.

Als wir nicht drei aber vier Monate später wieder in der Bank auftauchten, um unser Konto zu schließen und neu zu eröffnen, ging das leider nicht mehr. Irgendjemand in der Verwaltung schien auf die Idee gekommen zu sein, den hohen Zinssatz nur noch dann zu gewähren, wenn man ein Neukunde ist.

Aber sie hatte da noch ein anderes Produkt für uns. Die Zinsen liegen dauerhaft bei »nur« 3,9% und werden nur in Monaten gezahlt, in denen wir mindestens 50$ einzahlen. Zahlen wir weniger ein oder heben wir gar etwas ab, dann gibt es für den kompletten Monat keine Zinsen. Aber, sagt sie, auch das ist kein Problem. Wenn wir wirklich an das Geld ran müssten, dann sollen wir das einfach am Monatsanfang entnehmen. Dann kommen wir einfach zu ihr in die Bank, sie schließt den Account und eröffnet uns ein neues Konto. Dann bekommen wir auf jeden Fall noch die Zinsen für den Restmonat.

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Hängematte – check!

Auch wenn das jetzt chronologisch überhaupt nicht passt, ist es eine aktuelle Entwicklung von höchster Wichtigkeit! Jürgen hat seine superduper Hängemattenaufhängung fertig gestellt und jetzt können wir ganz entspannt in der Hängematte auf dem Balkon kleine Nickerchen machen – zumindest abwechselnd, weil uns beide zusammen wollen wir der Konstruktion dann doch nicht zumuten.

Jürgen entspannt in der Hängematte

Jürgen entspannt in der Hängematte

 

Die eine Seite der massiven Hängemattenkonstruktion. Solang der Balkon über uns nicht zusammenkracht, ist das alles sehr stabil!

Die eine Seite der massiven Hängemattenkonstruktion. Solang der Balkon über uns nicht zusammenkracht, ist das alles sehr stabil!

Andere Seite der Konstruktion mit Jule in der Hängematte.

Andere Seite der Konstruktion mit Jule in der Hängematte.

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Update Teil 1 – In der Hauptstadt – Oktober 2012

Krass, jetzt ist es schon fast wieder ein Jahr her, dass ich zum letzten Mal was geschrieben habe. Keine Ahnung, wie das passiert ist, aber die Zeit vergeht echt ratzfatz.

Ich splitte das letzte Jahr mal in mehrere Artikel auf, damit es nicht ganz so anstrengend wird zu lesen:

Nach unserem Kurzurlaub in Austinmer war erstmal nicht mehr so viel mit Urlaub. Im Oktober war ich noch mal in Deutschland auf einer Konferenz in Darmstadt und auf einem Workshop in Edesheim in der Pfalz. Wenn ich zu Hause bin, nutze ich meistens nicht nur die Gelegenheit und versuche möglichst viele Leute zu treffen, sondern ich hab auch eigentlich immer einen Termin bei meinem Frisör (Werbung: http://www.cftm.de/ ). Dieses Mal war das etwas speziell, denn ich habe mir von ihm zeigen lassen, wie ich aus meinen Haaren selbst was Festliches zaubern kann. Warum? Weil ich auf ein Preisverleihungsbanquette der Premierministerin nach Canberra eingeladen war und man sich da nach dresscode „black tie“ aufmotzen musste. Und das heißt halt nicht nur schickes Kleid, sondern auch ordentliche Haare. Herr Milla hat mir 2–3 nette Sachen gezeigt und das sah auch alles ganz einfach aus. Zurück in Australien hab ich dann allerdings doch ein paar Mal geübt, viel Haarspray verbraucht und zwischendrin immer wieder Photos nach Gießen geschickt, um mir von Herrn Milla Feedback zu meinen Fortschritten abzuholen.

Der Hauptbahnhof der Hauptstadt – beeindruckend!

Ende Oktober ging es dann nach Canberra. Jürgen musste mitkommen, weil ich mein Kleid nicht selbst zu bekommen hätte und da haben wir dann einfach nochmal einen Kurzurlaub draus gemacht – war ja beim letzten Mal ganz erfolgreich. Mit dem Zug braucht man etwa 4,5 Stunden nach Canberra, was vor allem daran liegt, dass man meistens in Blumen-pflück-Tempo durch die Landschaft schneckt. Dass die meistens Leute da doch eher fliegen (dauert nur eine Stunde, kostet aber immerhin doppelt so viel) kann man schon irgendwie verstehen. Daran kann es dann auch liegen, dass der Hauptbahnhof der Hauptstadt von Australien eher so aussieht wie der Bahnhof von Butzbach und auch eher nicht so zentral in Canberra platziert ist.

Aber angekommen sind wir, Hotel haben wir auch gefunden und die nahegelegene Shopping-Meile auch – die kannte ich aber auch schon von meinem Kurzbesuch im Frühjahr. Abends haben wir uns dann bei Suse eingeladen – einer Pfadfinderin aus der HMP, die schon lange in Australien wohnt. Das war ein sehr netter Abend – und wurde auch langsam Zeit, denn es war das erste Mal, daß wir ein Treffen arrangiert bekommen haben, seitdem wir in OZ sind. Leider hat sich das hauseigene Possum  nicht blicken lassen und auch die Känguruhs, die sich ansonsten wohl often in der Gegend rumtreiben, haben sich vor uns versteckt – schlechtes Heinz-Sielmann-Karma.

Am nächsten Tag war super Wetter und wir haben uns entschlossen, den Botanischen Garten zu besuchen. Der liegt direkt neben der Australian National University (sehr netter Campus), ist ziemlich groß und nicht komplett durchgestylt, sondern hat auch einige Ecken, die eher sich selbst überlassen sind. Wir hatten Glück und kamen gerade zum Beginn einer Tour, bei der wir die einzigen beiden Teilnehmer waren. Unsere Tourleiterin war eine sehr nette und enthusiastische Frau, die schon fast enttäuscht darüber war, dass sie uns keine der Garten-eigenen giftigen Schlangen zeigen konnte. Die hatten sich wohl schon ins Kühlere verzogen. Dafür gab es aber andere Tiere zu sehen, die sich im Garten sehr wohl fühlen – aus verschiedenen Gründen:

Kleine Echse, die sich sonnt

Magpie beim Mittagessen

Lauschiger Weg durch den kühleren „Urwald“

Große Distel – eher im trockenen Teil des Gartens

Nach dem Mittagessen sind wir dann noch ein wenig alleine durch den Garten gestreift, vor allem durch die schattigen Teile.

Nach so viel Urlaubsprogramm, stand jetzt aber die eigentliche Arbeit an, wegen der wir überhaupt nach Canberra gekommen waren. Nachdem wir mit dem Bus durch ganz Canberra zurück zum Hotel gegondelt waren, habe ich die nächsten Stunden mit dem Hochstecken meiner Haare verbracht und war noch nicht ganz fertig, als der Taxifahrer, der mich zum Parliament House bringen sollte, schon da war. Der feierliche Abend begann mit mehr oder weniger zwanglosem Rumstehen und sich an Drinks festhalten und es war genug Zeit, die große Eingangshalle des Parliament House zu bewundern. Nachdem ich niemanden kannte, mal abgesehen vom Dean unserer Fakultät, stand ich etwas verloren rum, bis mich eine Frau und ein Mann, die sich neben mir unterhalten hatten, einfach adoptierten. Das fand ich mal sehr nett! Nach ein paar Minuten war klar, dass der Mann auch Deutscher war, schon ewig in Australien lebt und als Professor in Queensland arbeitet. So hatte ich Unterhaltung bis der offizielle Teil des Abends losging, der vor allem aus leckerem Essen und Preisverleihungen bestand. Unter anderem gab es Wissenschaftspreise für Physik, aber auch Preise für Lehrer, die sich in besonderer Weise für ihre Schüler und Schulen engagiert haben.

Preisträger

Die glücklichen Preisträger (ja, der eine trägt Kilt!) zusammen mit Premierministerin Julia Gillard (3te von rechts) und dem „Minister for Tertiary Education, Skills, Jobs and Workplace Relations“ Chris Evans (3. von links), die mittlerweile beide nicht mehr im Amt sind.

Gegen Ende des Abends tauchte dann der queensländische Professor wieder auf – es gab eine feste Sitzverteilung und er saß an einem anderen Tisch – und ich bin noch auf ein paar Bier mit ihm losgezogen. Sehr nett und sehr interessant. Als ich wieder ins Hotel kam, hatte Jürgen schon gepennt und zusammen mit den schlechten Lichtverhältnissen hat es dann nur zu einem schummerigen Photo von mir in aufgeschniekt gereicht.

the dress

… und so sah ich am Ende des Abends nach viel Essen und einigen Bierchen aus – eigentlich noch ganz gut in der Reihe!

 

die Frisur

So in etwa sah die Frisur aus, die ich mit interkontinentaler Hilfe von Herrn Milla zustande gebracht habe …

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Morgen haben wir dann unser Zimmer geräumt und am Bahnhof auf unseren Zug gewartet, der uns wieder im Schneckentempo nach Syndey zurück bringen sollte. Und was haben wir da gesehen? Auf dem Hauptbahnhof der Hauptstadt? Zwei Känguruhs – die ersten frei lebenden Känguruhs überhaupt, die wir bisher hier gesehen haben. Aber irgendwie haben wir keine Beiweisphotos davon gemacht – schad!

 

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Essen gehen!

Ist es nicht ein nettes Ritual, zu besonderen Anlässen eine Gaststätte aufzusuchen und sich nach Strich und Faden bewirten zu lassen? Ohne jeden Gruppenzwang kann sich jeder aussuchen, was er mag, das Kochen übernhemen echte Profis und um den Abwasch muss man sich auch nicht kümmern. Schade, dass das Vergnügen einigermaßen kostspielig ist.

Hier in Sydney sieht das etwas anders aus. Auch hier kochen Profis, auch hier müssen die Gäste nicht zum Abwasch dableiben, aber der Besuch im Restaurant ist hier etwas alltägliches, wenn auch man sagen muss, dass die Restaurantkultur eine etwas andere ist.

In der nahegelegenen Einkaufsstraße, der Belmore Road, führt mindestens eine von fünf Ladentüren in einen Fresstempel, welcher Art auch immer. In der Verlängerung, in der LaPerouse Street sind es punktuell sogar vier von fünf Läden, die mit Essen aufwarten. Trotz dieses riesigen Angebots, ist es oft nicht ganz leicht, einen freien Tisch zu ergattern.

Aber wie kommt das? Wie schaffen es all diese Restaurants zu überleben?

Bei der Beantwortung dieser Frage hilft vielleicht ein Blick auf die Art der Etablissements. Nahezu die Hälfte aller Restaurants und Imbissbuden verkaufen thailändisches Essen. Hier wird was das Preis-Leistungs-Verhältnis betrifft eine hohe Latte gelegt.

Beim Betreten des Restaurant starten nicht selten drei Kellnerinnen gleichzeitig. Die erste erkundigt sich, wie viele Personen an einem Tisch sitzen wollen (zum Beispiel, in dem sie mit fragendem Gesicht zwei drei oder vier Finger in die Luft streckt) und empfhiehlt daraufhin einen oderer mehrere der Tische. Gleichzeitig organisiert eine zweite Kellnerin eine Flasche Wasser und Trinkgefäße und schlängelt sich durch die anwesende Menschenmenge und trifft sich am zugewiesenen Tisch mit einer dritten Kellnerin, die zwischenzeitlich Speisekarten und Gedecke organisiert hat und diese nun vor den Gästen verteilt.

Sobald man die Speisekarte aus der Hand legt ist umgehend erneut eine Kellnerin zur Stelle und notiert die gewünschten Gerichte. Diese werden dann in der Regel innerhalb von fünf Minuten geliefert, die Küche ist hierbei vom Gastraum aus einsehbar. Die Zutaten sind frisch, das Essen ist heiß, es ist genug um satt zu werden und es ist für jeden Geschmack was auf der Karte. Und es schmeckt! Je nach dem, wo man hingeht zahlt man pro Gericht zwischen 7 und 16 Dollar, also etwa 5–13 Euro, wobei der Preis eher auf die Inneneinrichtung des Lokals hinweist, als auf die Qualität der Speisen oder die Größe der Portionen.

Dass diese niedrigen Preise möglich sind, hängt sicher mit dem hohen Durchsatz in diesen Restaurants zusammen. So gesehen werden die Preise dadurch ermöglicht, dass es verbreitet ist, außer Haus essen zu gehen, was wiederrum durch die geringen Preise möglich ist. Zudem ermöglichen es die schnelle Art der Zubereitung und die kurze Wartezeit der Gäste, in einem relativ kleinen Restaurant, sehr viele Gäste zu bewirten, was letztlich die Mitkosten pro Gast senkt.

Ein wichtiger Punkt sind auch die Getränke. Es gibt »beim Thai« eine ansehnliche Auswahl davon, in der Regel Limos und Wasser aus Dosen und Flaschen, da aber immer auch eine Flasche Leitungswasser auf den Tisch kommt, kann man sich weitere Getränke eigentlich auch sparen. In der Regel ist es sogar gestattet, sich Wein von zuhause mitzubringen. Das liegt daran, dass für den Ausschank von alkoholhaltigen Getränken eine bestimmt Lizenz erforderlich ist. Wer die nicht hat (und die meisten haben keine) gestattet seinen Gästen, sich seinen Wein selbst mitzubringen, erhebt eine kleine Entkorkungsgebühr und stellt dafür Weingläser auf den Tisch.

Wer jetzt als Inder oder Italiener, als Chines oder mit Sushi gegen die Konkurenz aus Thailand anstinken will, muss sich bescheiden geben und ebenfalls hochwertiges Essen zum kleinen Preis auf den Tisch stellen.

Viele machen das, werden hierbei aber auch durch einige Effekte begünstigt, die die Gastronomie in Deutschland nicht kennt. So fällt die Entscheidung zwischen Selberkochen oder Essengehen auch aufgrund anderer Einflüsse häfiger zugunsten des Restaurantbesuchs aus als in Deutschland. Zum Beispiel wegen der Lebensmittelpreise: Die sind in Australien vergleichsweise hoch, was auch damit zusammenhängt, dass in den Supermärkten mit großem Personalaufwand Regalbestückungen und Gemüseberge gepflegt werden. So macht es für mich als Kunden keinen großen Unterschied, ob ich das Geld im Restaurant ausgebe, wo davon der Koch bezahlt wird, oder ob ich es im Gemüseladen lasse, wo die durch meinen Einkauf entstandenen Lücken in Zuccini- und Karottenstapeln vom Personal umgehend wieder aufgefüllt werden. Nur eben, dass ich im Restaurant fertig zubereitetes Essen bekomme.

Der Umstand, dass in Deutschland für Lebensmittel im Supermarkt ein niedrigerer Steursatz fällig wird als beim Verzehr in der Gaststätte, ist hier ebenfalls kein Thema. Die Mehrwertsteuer beträgt im Restaurant wie beim Metzger 10%.

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Wer oder was war oder ist das denn? (2) – »Blenheim«

Die Pension Blenheim-Lodge in der Blenheim Street in Randwick

Die Pension Blenheim-Lodge in der Blenheim Street in Randwick

Das Wörtchen »Blenheim« ist in Sydney weit verbreitet. Als Street, Road, Lane, Place, Lodge oder Residence tritt es auf. Hier ist auch in der australischen Bevölkerung das Wissen um die Ursprünge des Begriffs weit weniger stark ausgeprägt als beispielsweise bei Anzac.

Ähnlich wie beim  Begriff Anzac geht es um kriegerische Auseinandersetzungen, allerdings lange vor dem ersten Weltkrieg. Die Spur führt nach Deutschland, das Wort Blenheim weißt auf einen Ort im Schwäbischen hin, der Austragungsort einer großen Schlacht im Jahr 1704 war. Der Ort heißt eigentlich Blindheim und liegt zwischen Stuttgart, Ulm, Augsburg und Ingolstadt. Durch die Überlieferung der eingesetzten französischen Aufklärer wurde aus »Blindheim« aber für die Engländer das Wort Blenheim. Aber worum ging es dabei?

Die Kampfhandlung ist unter dem Namen Zweite Schlacht bei Höchstädt in die deutsche Geschichte eingegangen. Zwischen Höchstädt und Blindheim trafen zwei Allianzen aufeinander. Auf der einen Seite standen die Bayern und Franzosen, auf der anderen Seite britische Einheiten neben der Kaiserlichen Armee und der Reichsarmee.

Der Spanische Kaiser, ein Habsburger, war 1700 gestorben und hatte keine Nachfahren. Die Franzosen interpretierten das Testament so, dass es König Ludwig IVX. gestattet, dort seinen Enkel als neuen Kaiser einzusetzen. Das hätte faktisch eine Vergrößerung des Französischen Reichs bedeutet, was die Anrainerstaaten verhindern wollten. Einzig die Bayern hielten es für eine gute Idee, sich auf die Seite der Franzosen zu schlagen, wohl auch, weil sie sich erhofften, so ebenfalls von den neu gewonnenen Gebieten zu profitieren.

Die Franzosen erlitten während der Schlacht eine vernichtenden Niederlage. Die Engländer kämpften in Unterzahl, profitierten aber davon, dass unter den Pferden der Franzosen eine Seuche grassierte und auch Fehleinschätzungen der französischen Heeresleitungen halfen ihnen.

Der Ort Blindheim spielte in der Schlacht eine zentrale Rolle. Ein Teil der Franzosen verschanzte sich dort, wurde aber durch die gegnerische Allianz komplett aufgerieben. Der Ort lag schließlich in Trümmern, unter den Bewohnern des Orts gab es kaum Überlebende.

Blenheim Palace bei Oxford.John Churchill, 1. Duke of Marlborough als britischer Heeresleiter, ging als Sieger aus der Schlacht hervor. Als Dank erhielt er von Königin Anne ein großes Stück Land in der Nähe von Oxford, zudem stellte ihm die Mittel zum Bau eines Schlosses zur Verfügung. Er erbaute Blenheim Palace, ein ganz ansehnliches Gebäude, in dem Jahre später sein Nachfahre Winston Churchill das Licht der Welt erblickte. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Kurzurlaub

Wir haben ja schon länger nichts mehr von dem verlauten lassen, was wir hier eigentlich die ganze Zeit so machen, außer uns lustige Rätsel für euch auszudenken. Deswegen hier jetzt erstmal ein kurzer Überblick über die letzten Monate, bevor wir zum eigentlichen Thema kommen:

Die Skyline von Melbourne

Im März und April hatten wir viel Besuch aus Deutschland. Zuerst waren Ricarda und Christian hier und haben sich ein wenig in Sydney entspannt, bevor wir uns für ein paar Tage nach Melbourne und an die Great Ocean Road aufgemacht haben.

Melbournes Bahnhof – oder einer davon.

Melbourne hat einen ganz anderen Flair als Sydney. Viel weniger Surferkultur (da nicht direkt am Meer gelegen, sondern an einer großen Bucht) und viel mehr „richtige“ Kultur. Wir haben vor allem viel Zeit mit lecker Frühstücken und durch die Stadt schlendern verbracht. Nachdem wir genug gefrühstückt hatte, haben wir uns ein Auto gemietet (das war etwas schwierig, denn es war gerade Formel1-Rennen in Melbourne und alle Autos waren ausgebucht) und haben uns Richtung Great Ocean Road aufgemacht. Sehr, sehr schön da unten, kann ich nur sagen. Es gibt viele tolle Felsformationen zu sehen – die 12 Apostel und der London Arch zum Beispiel – aber auch sonst ist die Gegend sehr schön und wir haben viele Koalas und sogar ein Wallaby gesehen!

Ein paar der 12 Apostel – sind leider nicht mehr alle übrig.

London Arch – bis vor ein paar Jahren war der Bogen im Meer noch mit dem Festland verbunden, aber eines Tages ist der Felsbogen unerwartet eingestürzt – während Leute auf der anderen Seite waren. Hat eine Weile gedauert, die da wieder runter zu holen.

Danach sind wir mit dem Auto zurück nach Sydney und haben noch eine spontane Stipvisite in Canberra gemacht. Haben uns das Parlament von außen angeschaut und die Stadt vom Aussichtsturm aus. Abends sind wir dann noch in ein Festival geraten, so mit Formationsflugshow und allem. Sehr nett!

Dann kam der April und damit der Besuch von Margarete, Hartmut und Benjamin. Die drei hatten schon mehrere Wochen in Neuseeland und Australien verbracht und wollten noch ein wenig in Sydney und natürlich bei uns relaxen. Also waren wir mit ihnen an den schönsten Orte in Sydney und in den Blue Mountains unterwegs, Margarete hat mich in die Geheimnisse des effektiven Klamotten-Shoppings eingewiesen und wir habe nicht nur am Ostergottestdienst am Strand teilgenommen, nein, es gab sogar ein Osterlammfestessen!

Nach diesem Besuch wurde es privat ein wenig ruhiger, dafür ging es beruflich hoch her. Ich hatte innerhalb kurzer Zeit zwei Strahlzeiten am Neutronenreaktor (und das heißt für gewöhnlich viel Thai-Essen und wenig Schlaf), um kurz danach selbst für 2 Wochen nach Europa zu fliegen. Eine Woche war ich in Deutschland und eine in Portugal auf Konferenz. Jürgen hat derweil in Sydney die Stellung gehalten und unsere Wohnung winterfest gemacht. Direkt nach meine Rückkehr fing an der Uni das Semester an und das hieß für mich, meine erste Vorlesung zu geben – nachdem bis 2 Wochen vor Semesterbeginn nicht klar war, ob die Vorlesung überhaupt stattfindet, hatte ich nur bedingt Aufwand in deren Vorbereitung gesteckt – was das für die kommenden Wochen bedeutete kann man sich ja denken. Jürgen hatte also seit Mai nicht viel mehr von mir gesehen, als ein konzentriertes, über den Computer gebeugtes Gesicht und deswegen war direkt nach Ende meiner Vorlesungsphase ein Kurzurlaub angesagt. Nix Großartiges, einfach mal ein paar Tage aus Sydney raus, ohne Computer und so. Die Wahl fiel auf den kleinen Ort Austinmer an der Küste im Süden von Sydney, knapp vor den Toren der nächsten größeren Stadt Wollongong. Dort hatten wir uns für ein verlängertes Wochenende ein kleines Appartment mit Blick aufs Meer gemietet. Also einfach einen kleinen Koffer gepackt und in die Bahn gehüpft, die praktischer Weise auf ihrem Weg von Sydney nach Wollongong in Austinmer halt macht.

An einem Bahnhof auf halber Strecke ließ uns eine Durchsage aufhorchen. Da im Zug die Toiletten defekt seien, wäre jetzt die Gelegenheit das Bahnhofsklo zu benutzen. Und der Lokführer wartete tatsächlich, bis alle wieder im Zug waren.

Austinmer ist ein putziger kleiner Ort, den Strand auf der einen Seite und eine Art Hochplateau auf der anderen. Wie man auf der Karte sieht, gehen die Orte an der Küste eigentlich alle direkt ineinander über, so dass es nicht dramatisch ist, dass Austinmer selbst keinen Supermarkt hat, sondern nur einen Kiosk. Da läuft man einfach die 2 km in den „nächsten“ Ort und da gibts dann alles vom Antiquitätenhändler, mehreren Thai-Restaurants (natürlich) und auch einem ganzen Stapel Lebensmittelläden.

Die Aussicht aus unserem Zimmer

Nachdem wir unseren Koffer im Zimmer deponiert hatten, ging es erstmal die 15 Meter bis an den Strand. Da quatschte uns eine Australierin an, die in der Gegend wohnt, und gab uns ein paar gute Tipps was man sich in der Gegend mal anschauen sollte. Aber erstmal erkundeten wir die nähere Umgebung, vor allem eines der Thai-Restaurants im Nachbarort (natürlich). Zurücklaufen konnten wir dann sogar am Strand entlang, denn mittlerweile hatte es Ebbe. Den Rest des Tages haben wir nicht viel gemacht. Ab Nachmittags war es relativ windig und unangenehm draußen und drinnen gabs einen riesigen Fernseher direkt vorm Bett – da fiel die Wahl nicht schwer, auch wenn wir damit quasi gezwungen waren uns solche Quatsch-Filme wie „Die Mumie“ anzusehen.

Am nächsten Tag war das Wetter besser und wir folgten einem der Ratschläge der Strand-Australierin und gingen auf einen Bush-Walk.

Not recommended for children,… mmmhh. Das sahen viele Familien anders!

ging steil nach oben für uns

Eigentlich wollten wir auf das Hochplateau rauf, aber da haben wir zunächst nicht den richtigen Pfad erwischt. Macht aber nix, denn der „Gibson Track“, auf dem wir gelandet sind, war auch spannend und führte uns dann am Ende doch auf den richtigen Weg nach oben.

Aussicht bis nach Wollongong

Die Kraxelei über den unbefestigten, ausgeschwemmten Pfad, war ganz schön anstrengend, aber uns kamen immer wieder Familie mit kleinen Kindern entgegen und die hatten es ja auch irgendwie nach oben geschafft. Gutes Oberschenkelmuskeltraining!

Das letzte Teilstück ging dann sogar über Leitern, weil es so steil war. Aber der Ausblick war die Kraxelei auf jeden Fall wert – auch wenn wir ihn uns mit allen Leuten, die mit dem Auto hochgefahren waren, teilen mussten.

leckere Kalorienauffüllmaßnahme

Nachdem wir wieder zum Strand abgestiegen waren – und wir hatten beide ganz schon wackelige Knie danach – haben wir unsere Kalorienhaushalt mit einer leckeren Portion (Fish &) Chips aufgefüllt. Yumm! Den Rest des Tages haben wir Muskelaufbau im Schlaf und einem Besuch bei einem weiteren Thai-Restaurant (natürlich) verbracht. Also, alles ganz entspannt! Sollten wir öfter machen!

 

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Reif für die Insel? (1)

Sydney ist ein beliebtes Reiseziel. Ist das weit! Sieht das gut aus, auf der Postkarte. Wer sich auf den Weg macht, sollte natürlich in etwa wissen, worauf er/sie sich einlässt. Ein paar kleine Fragen zeigen dir, ob du in der Lage bist, dich zurechtzufinden.

Natürlich kann man auch vieles googeln, aber ums Schummel gehts natürlich nicht. Aber für selbstgefundene Lösungen darf selbstverständlich gerne die Kommentarfunktion benutzt werden.

Die (alphabetisch sortierten) Marken rechts gehören zu den (alphabetisch sortierten) Branchen

  • Elektrowarenverkauf
  • Kraftfahrzeuge
  • Supermarkt
  • Ungeziefervernichtung
  • Warenhaus

Aber was ist was?

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Wer oder was war oder ist das denn? (1) – »Anzac«

Viele Plätze und Straßen in Sydney tragen den Namen »Anzac«. Prominentestes Beispiel ist sicher die Anzac Parade, eine 12 km lange Allee entlang der östlichen Vororte. Aber es gibt auch Anzac-Kekse und mit dem Anzac Day sogar einen gestzlichen Feiertag, der Jahr für Jahr am 25. April begangen wird. Aber wer oder was war Anzac?

Blick auf die Ancac Parade. Die Fahrbahn im Bild führt durch Maroubra Richtung Norden, die Gegenfahrbahn ist rechts hinter den Ästen zu erkennen. Der Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen ist ca. 30 m breit und diente bis in die 1980er Jahre als Straßenbahntrasse.

Blick auf die Ancac Parade. Die Fahrbahn im Bild führt durch Maroubra Richtung Norden, die Gegenfahrbahn ist rechts hinter den Ästen zu erkennen. Der Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen ist ca. 30 m breit und diente bis in die 1980er Jahre als Straßenbahntrasse.

Der Begriff ist die Abkürzung für Australian and New Zealand Army Corps, einen Truppenverband der im Ersten Weltkrieg als Teil der britischen Armee in Aktion trat. Sein Start war nicht sehr vielversprechend, ein Angriff auf die Türken 1915 misslang unter großen Verlusten. Es folgten Einsätze im Nahen Osten und eine Beteiligung an der Somme-Schlacht und an der Schlacht von Pozières.

Demzufoge dient der Anzac Day dem Heldengedenken. Auf jedem Friedhof gibt es Gedenkstätten für die Kämpfer der Anzac-Einheiten und auch sonst finden sich viele Kriegergedenkstätten und -parks über die Fläche der Metropole verteilt. Dass mindestens einer der Parks direkt an der Anzac Parade liegt, könnte demzufolge auch Zufall sein und muss nicht zwangsläufig der Straße zu ihrem Namen verholfen haben.

Im Gedenkpark an der Anzac Parade in Matraville sind noch die Grundmauern jener Häuser zu Erkennen, die den rückkehrenden Soldaten nach dem Krieg zur Vefügung gestellt wurden.

Wer heute den Namen der heldenhaften Truppe gebrauchen will um damit ein Produkt zu vermarkten, muss sich das vom Ministerium für Veteranen-Angelegenheiten genehmigen lassen, denn es darf nicht jeder alles nach den Anzac-Truppen bennen. Eine Ausnahme stellen die Anzac biscuits dar, die jeder so nennen darf, der sich bei der Herstellung ans Originalrezept hält.

Die Anzac bisquits gehen der Überlieferung nach auf das Hafergebäck zurück, das die Soldaten von ihren Ehefrauen an die Front geschickt bekamen, auch wenn es heutzutage gute Gründe gibt, an dieser Darstellung zu zweifeln.

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Quetschehoing-Photo-Love-Story

Nachdem wir einen sehr verregneten und untypisch kalten Sommer hatten, fängt jetzt hier angeblich der Herbst an. Noch merkt man nicht viel davon, kurze Hosen und Trägershirts sind immer noch voll ausreichend als Bekleidung, aber die Angebote in den Obst- und Gemüseapotheken wandeln sich langsam. Vor ein paar Tagen war Jürgen beim Aldi – also, tatsächlich beim Aldi und nicht bei irgendeinem Aldi-Äquivalent. Und zwar ist das hier, wie kann es auch anders sein, Aldi-Süd – das hat der Aldi-Süd-Bruder sehr geschickt eingefädelt, als die zwei sich die Welt aufgeteilt haben. Zumindest hatte der Aldi gerade einen Restposten Zwetschgen-ähnliche Dinger im Angebot (die heißen hier Zucker-Pflaumen, daher bin ich mir nicht sicher, ob das richtige Zwetschgen sind, aber sie sehen ihnen zumindest ziemlich ähnlich) und Jürgen hat mal gleich ein paar Kilo eingepackt, um sie zu Quetschehoing/Latweerge/Powidel zu verarbeiten. Vor ein paar Wochen hatte ich das schon mit einer kleineren Charge ausprobiert und daher gibts jetzt von diesem Durchgang eine Photo-Story zum Nachmachen.

Die Herstellung von Quetschehoing unterliegt vielen Ritualen und Mysterien und natürlich schwört jeder drauf, dass seine Methode die richtige ist. Wahrscheinlich gibts auch Leute, die kleine Beschwörungstänze um den Topf machen, und sich sicher sind, dass das dem Quetschehoing den letzten Schliff gibt. Ich folge nur einer einzigen Regel, vor allem weil sie mir viel Arbeit erspart und die heißt: NIEMALS den Quetschehoing umrühren, solange er noch am Werden ist. NIEMALS!

Für den Quetschehoing von gestern habe ich verwendet:

3,3 kg Zwetschgen (das ist die Menge ohne Steine), 200g Zucker, Saft einer halben Limette, ein Stück Zimtstange (vielleicht so 4cm) und 4 Kardamomkapseln

Man nehme also seine Zwetschgen und wasche sie. Auf dem Bild sieht man, dass ich auch ein paar große Pflaumen reingetan habe. Das war aber keine so clevere Idee, denn die bringen vor allem mehr Wasser mit und dann braucht der Hoing länger zum Einkochen. Dann kommt der langwierige Teil, denn jetzt muss alles entkernt und in Stückchen geschnippelt werden. Danach hat man für gewöhnlich ziemlich schrumpelige und braune Finger.

ein Topf voller Quetsche

schön waschen!

Jetzt Limettensaft und Zucker drauf. Bei der Zuckermenge scheiden sich absolut die Geister. Im Internet findet man Rezepte, die 1kg Zucker auf 5kg Obst vorschlagen, genauso wie welche, die sagen 100g Zucker auf 5 kg Obst sind genug. Kommt vielleicht auch drauf an, wie schnell man den Hoing hinterher aufisst. Aus Jürgens und meiner Verfressenheitsstatistik habe ich abgeleitet, daß 200g Zucker bei uns vollkommen ausreichen.

bischen Limettensaft

Zucker dazu

Alles schön durchmengen, die Zimtstangen und die Kardamomkapseln versenken (am Besten so, dass man sie hinterher wieder findet). Der Zimt gibt sein Aroma ziemlich gut an den Hoing ab und es reicht, wenn man 2-3 größere Stücke verwendet. Das mit den Kardamomkapseln hab ich einfach so mal ausprobiert, hab aber nicht den Eindruck, daß die so viel bringen. Andere Leute stehen auch auf Nelken, Anis oder Portwein im Hoing – je nach Geschmack und Experimentierfreude. Dann sind wir auch schon am nächsten Punkt, dessen Durchführung stark vom gesprochenen Dialekt abhängt. Manche Leute sagen, dass man das Gemisch jetzt über Nacht und mindestens 12 Stunden ziehen lassen muss, andere wollen von Ziehen lassen gar nichts wissen und gehen gleich aufs Ganze. Nachdem der Jürgen nebenbei Mittagessen gemacht hatte, habe ich mich für die moderate Variante entschieden: solange ziehen lassen bis man gemütlich sein Mittagessen weggespachtelt hat.

Zimtstange

Kardamomkapseln

Alleine diese wunderbare Zwetschgen-Zucker-Sutsche könnte ich einfach so weglöffeln, aber jetzt geht es ja erst richtig los. Auch um den nächsten Schritt ranken sich wilde Sagen: manch einer schwört auf die Zubereitung im Kupferkessel, andere sagen, dass der Quetschehoing nur gut gelingt, wenn man ihn auf der hinteren, rechten Ecke von Omas altem Holzofen zubereitet, die einen stehen 8 Stunden konstant Rührend neben dem Kochtopf und summen alte Volksweisen und wieder andere machen es sich einfach ganz einfach. Ich gehöre zu letzerer Sorte.

Also, die Zwetschgensutsche stand jetzt ein wenig rum und konnte sich an den Topf gewöhnen (ganz normaler Topf, außen und innen schön sauber geschrubbt) und jetzt kommt der Topf mit Deckel drauf bei 180° Umluft in den Backofen. Und das wars! Jetzt gilt nur noch die eine Regel und die lautet: NICHT UMRÜHREN! Auch wenn in einem die Panik aufsteigt, daß das ganze gute Gemisch doch anbrennen muss – NIEMALS UMRÜHREN!

Und so entwickelt sich das Ganze dann während der nächsten Stunden. Für die Photos hab ich den Deckel natürlich weg gemacht, ansonsten ist es besser, der ist drauf, denn gerade am Anfang blubbert und spritzt die Sutsche doch ganz schön.

nach einer Stunde - ticktackticktack

nach 3 Stunden - ticktackticktack

 

 

 

 

 

 

Zwischendurch immer mal mit einem Löffel checken, wie viel Flüssigkeit noch unter der oberen Quetschenschicht ist. Damit der Hoing hinterher auch schön dick und zäh wird, muss möglichst viel Flüssigkeit verkocht sein. Aber nur ein wenig rumstochern, NICHT UMRÜHREN!

nach 5 Stunden – ticktackticktack – jetzt riecht es auch schon im Treppenhaus lecker!

nach 8 Stunden ist er dann endlich fertig! Sieht komisch aus, ist aber super lecker!

 

 

 

 

 

 

Und wenn man sich brav daran hält, kann man so 5–12 Stunden später (hängt sehr von der Menge und dem Wassergehalt der Zwetschgen ab) den Topf aus dem Ofen holen, die Zimtstange und den Kardamom rausfischen und ENDLICH, ENDLICH umrühren. Wenn man’s weniger stückig mag auch mit einem Schneebesen oder einem Pürrierstab.

Dann wird der gute Quetschehoing in saubere, heiße Gläser abgefüllt – Deckel drauf und Löffel ablecken. Wie man sieht ist der Hoing nicht angebrannt. Den Topf sollte man aber trotzdem gleich einweichen, damit man den festgebibbschten Zucker am Topfrand am nächsten Tag wieder weg bekommen.

alles schön abgefüllt! 5 Gläser voll mit leckerstem Brotaufstrich!

und wie Sie sehen, sehen Sie nix ... angebrannt! So soll das sein!

Am nächsten Morgen schmiert man sich am Besten ein leckeres Brötchen damit und dann kann der Herbst kommen!

mein leckeres Frühstücksbrötchen

 

 

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Urlaub

Kurz vor Weihnachten und zwischen den Jahren war die Uni geschlossen und nur Leute mit superduper Sondergenehmigungen durften das Gebäude betreten. Alle anderen wurden quasi zwangsbeurlaubt, was dazu führte, dass  viele Beurlaubte heimliche Arrangements mit den superduper-Sondergenehmigungs-Leuten trafen, die ihnen ihre Computer wieder anschalteten (eine zeitweise Stromabschaltung im kompletten Gebäude gabs in dem Zeitraum nämlich auch), damit sie zumindest von zu Hause aus weiter arbeiten konnten.

Wir haben uns derweil für ein ganz anderes Konzept entschieden und sind zum ersten Mal, seit wir hier in Australien sind, in den Urlaub gefahren. Ein paar Leute aus der Uni hatten uns Port Stephens empfohlen und nachdem das nicht so sehr weit weg ist – in australischen Maßstäben heißt das, dass man nicht fliegen muss, um hinzukommen – war das unser Ziel.

Allerdings hat über Weihnachten natürlich jeder frei und Port Stephens ist sehr beliebt, daher gestaltete sich die Unterkunftssuche ein wenig schwierig. Alle Selbstversorger-wohnungen für zwei Leute waren schon ausgebucht, so dass wir quasi gezwungen waren, was Größeres zu mieten. Und so gings dann kurz vor Weihnachten los. Erstmal mit dem Zug bis nach Newcastle und von da weiter mit einem Mietauto bis nach Nelson Bay.

unser "kleines" Auto - aber bequem war's. Und es legt die Rückspiegel an, wenn man es abschließt.

Das Mietauto, das ich gebucht hatte, gehörte zu einer der kleineren Klassen, umso mehr wunderten wir uns, als wir an der Autovermietung ankamen, dass da nirgendwo ein kleines Auto stand. Aber vielleicht hatte sich die Autovermietung mit den Wohnungsvermietern kurzgeschlossen und kurzerhand das Auto an die Größe unserer Wohnung angepasst oder das Verständnis von „klein“ ist hier einfach ein anderes, wenn es um Autos geht.

Frühstücksplatz mit Meerblick

In Nelson Bay angekommen, nehmen wir erstmal unsere überdimensionierte Wohnung in  Beschlag und freuen uns über den schnuckigen Balkon mit Ausblick aufs Meer. Das ist zwar nur ein paar Minuten Fußweg entfernt, aber wenn man sich beim Frühstück schon mal daran freuen kann um so besser.

An den Strand führt auch unser erster Spaziergang, bzw. eher von einem Strand zum anderen – gibt ja genug davon. Und man muss sagen, dass meine Kollegen nicht übertrieben haben, als sie erzählten, wie schön es hier ist. Die Strände in Sydney sind ja schon ziemlich schön, aber hier halt alles noch viel mehr Postkarten-Flair.

Der Wetterbericht meinte es nicht gut mit uns und sagt Dauerregen für unseren kompletten Aufenthalt voraus. An Tag zwei hatte er sogar Recht, von daher war da eher Essen, Schlafen und Lebensmittel einkaufen angesagt. Glücklichweise haben wir gleich ein indisches Restaurant ausgemacht, das wirklich sehr gut ist – und indisches Essen tröstet super über schlechtes Wetter hinweg.

Aber schon am nächsten Tag lag der Wetterbericht total falsch. Wir hatten superduper Sonnenschein und haben das auch gleich voll ausgenutzt. Von Nelson Bay liefen wir nach Shoal Bay, das am Eingang der Bucht liegt. Hier gibt es einen kleinen Berg – den Tongaree Head – auf dem früher schweres Militärgerät installiert war. Die Stellungen kann man besichtigen, aber vor allem hat man einen wundervollen Ausblick auf die Bucht. Über viele Stufen ging es etwa eine halbe Stunde lang nach oben – also, wir haben etwa eine halbe Stunde gebraucht. Die ganzen verrückten Jogger waren natürlich viel schneller und haben dabei wahrscheinlich sogar weniger geschwitzt. Aber die Aussicht ist die Kraxelei wert!

Strände zur Rechten – im Hintergrund sieht man "The Spit" – eine Sandbank über die man bei Ebbe auf die Nachbarinsel laufen kann.

Strände und Inseln zur Linken – manche der Inseln stehen unter Naturschutz und dürfen nicht betreten werden.

 

 

 

 

 

 

The Spit - mit Jürgen!

Und weil wir gerade dabei waren, haben wir „The Spit“ nach einer kurzen Mittagspause auch gleich noch einen Besuch abgestattet. Die Sandbank ist ein Ausläufer des Fingal Beach, dem Stand des Ortes Fingal Bay – wahnsinnig kreative Namensgebung hier ;-). Leider waren wir schon zu spät dran, um auf die Nachbarinsel rüber zu laufen, aber der Strand alleine ist auch schon wirklich beeindruckend.

Sand und Sand und Sand - und die Förmchen vergessen *mist*

Ein weiterer großer Ausflug führte uns zum Stockton Beach – einer der größten Sanddünen der südlichen Hemisphäre – die vor allem bei Reitern und Leuten mit Allrad-Antrieb-Autos sehr beliebt ist. Sie ist 32 km lang und der örtliche Wanderwegführer gibt sogar einen Wanderweg auf ihr an, der ganz toll sein soll – mit der kleinen Einschränkung, dass man schlecht an Trinkwasser ran kommt in der Gegend.

 

der Hundestrand – war zum Glück gerade nicht so viel los

Auf dem Rückweg hielten wir dann noch kurz auf einem Parkplatz und spazierten einen kleinen Waldweg entlang, um einen weiteren schönen Strand zu entdecken. Strände gibt es hier so unglaublich viele und nachdem sie alle schön sind, wissen die Leute manchmal gar nicht mehr, was sie mit all den Stränden machen sollen. So wurde dieser schöne Strand hier einfach zum Hunde-Strand umfunktioniert, wo man seinen Hund frei rumrennen lassen darf, damit der auch mal was hat von den ganzen schönen Stränden.

Aber es ist jetzt nicht so als ob wir im Urlaub nur Strand-Hopping gemacht hätten. Nein, nein, wir haben auch zwei Punkte auf unserer Australien-to-do-Liste abgehakt, die schon längst überfällig waren. Zum einen waren wir zum ersten und einzigen Mal im Jahr 2011 im Meer schwimmen. Keine Ahnung, warum wir das nicht früher gemacht haben, aber irgendwie lockt uns das Meer in Sydney nur soweit an, dass wir am Rand sitzen und Eis essen, aber schwimmen gehen war irgendwie nicht dran. (Wahrscheinlich will ich einfach nicht meinen Kollegen begegnen, während ich im Bikini und so …) Das haben wir jetzt nachgeholt.

Jürgen und unser Grillgut

Und der zweite Punkt, der endlich mal erledigt werden musste, ist Grillen am Strand, denn das ist so unglaublich australisch, dass es an vielen Stränden vorinstallierte Grills gibt, die man einfach nur anschalten muss. Oft kostet das nicht mal was. Tagsüber waren die Grills meistens von indischen Großfamilien belegt und so haben wir an einem Abend im Abendrot gegrillt und sogar ein Beweisphoto gemacht.

wir am Strand - voll erholt

 

 

 

 

Nach den paar Tagen Sonne, Strand, indischem Essen, Rumlaufen, Schlafen, Lesen, Grillen und Schwimmen waren wir einfach so gut erholt, dass wir davon auch ein Bild machen mussten.

Mittlerweile hat uns der Alltag wieder und nachdem sich der Sommer hier gerade rar macht und wir mehr Regen als Sonne haben, sehen wir auch nicht mehr so unverschämt frisch aus, aber das haben wir jetzt mal nicht dokumentiert.

 

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