Die Bank an unserer Seite

Wie entscheidet man sich für ein Kreditinstitut, wenn man keine Ahnung vom Markt hat? Öffnungszeiten vergleichen? Die sind eigentlich nicht wichtig. Da wäre schon eher die Frage relevant, wie komfortabel das Online-Banking funktioniert. Aber das erfährt man leider erst, wenn man schon ein Konto eröffnet hat.

Als wir vor etwa drei Jahren nach Sydney gekommen sind, haben wir uns einfach für jene Bank entschieden, die es ermöglicht, am Geldautomaten kostenlos Geld von Jules Konto in Deutschland abzuheben. So konnten wir unser Startkapital auf dieses deutsche Konto schaffen und es dann einigermaßen verlustfrei hier aus dem Automaten holen.

Das Konto hat uns dann auch einigermaßen überrascht. Nicht nur, dass keine Kontoführungsgebühren zu entrichten waren, es gab auch automatisch noch ein Tagesgeldkonto dazu und dessen Zinssatz stellt jedes deutsche Angebot in den Schatten. Nach anfänglichen 4% gab es dann immerhin noch über zwei. Und das Geld ließ sich per PC vom regulären Account beliebig ins Tagesgeldkonto und zurück verschieben.

Anfangs floss noch ein großer Teil der erwirtschafteten Zinsen per Steuer an den australischen Fiskus. Das ließ sich aber beheben. Kapitalertragssteuern richten sich nach dem Gesamteinkommen eines Steuerzahlers. Hat die Bank keine Informationen darüber, wie viel Steuern man sonst so bezahlt, gehen sie vom Spitzensteuersatz aus. Seit die Bank unsere Steuernummer kennt, müssen wir als Durchschnittsverdiener keine Steuern mehr auf die Erträge unseres Festgeldkontos bezahlen.

Das lief eine ganze Weile so. War bei Gehaltseingang noch was vom Vormonat übrig, gabs eine Überweisung ins Festgeldkonto.

Bis wir diese merkwürdigen Anrufe aus der Bank bekamen. Die nette Dame, die das Konto für uns eingerichtet hatte, meldete sich bei Jule zu den unpassendsten Zeiten. Zuerst klang es, als wollte sie uns irgendein weiteres Bankprodukt verkaufen, dann machte sie es aber immer dringender: Wir sollten unbedingt mal zu ihr in die Bank kommen. Das war gar nicht so einfach, normale Menschen haben weder vormittags um halb zehn Zeit, wenn die Bank aufmacht und vor fünf abends in der Bank zu erscheinen, lässt sich auch nicht immer einrichten. Letztlich haben wir es geschafft. Und was uns die Dame von der Bank zu berichten hatte, klang einigermaßen verblüffend. Sie meinte, die 2% Zinsen auf dem Festgeldkonto seien ja einigermaßen lächerlich, deshalb rate sie uns dringend dazu, dieses Konto zu schließen und anschließend ein neues zu eröffnen. Dann bekämen wir – wie bei neu eröffneten Tagesgeldkonten so üblich – wieder 4,11% Zinsen. Das allerdings nur für drei Monate, aber in drei Monaten könnten wir ja einfach wiederkommen und das Konto abermals schließen und dann neu eröffnen.  Das alles sei selbstverständlich frei von Gebühren.

Als wir nicht drei aber vier Monate später wieder in der Bank auftauchten, um unser Konto zu schließen und neu zu eröffnen, ging das leider nicht mehr. Irgendjemand in der Verwaltung schien auf die Idee gekommen zu sein, den hohen Zinssatz nur noch dann zu gewähren, wenn man ein Neukunde ist.

Aber sie hatte da noch ein anderes Produkt für uns. Die Zinsen liegen dauerhaft bei »nur« 3,9% und werden nur in Monaten gezahlt, in denen wir mindestens 50$ einzahlen. Zahlen wir weniger ein oder heben wir gar etwas ab, dann gibt es für den kompletten Monat keine Zinsen. Aber, sagt sie, auch das ist kein Problem. Wenn wir wirklich an das Geld ran müssten, dann sollen wir das einfach am Monatsanfang entnehmen. Dann kommen wir einfach zu ihr in die Bank, sie schließt den Account und eröffnet uns ein neues Konto. Dann bekommen wir auf jeden Fall noch die Zinsen für den Restmonat.

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