Wie lebt man denn so, in Sydney? Was ist angesagt, was völlig out? Der Versuch, die Sydneyer einfach einmal mit den Einwohnern einer deutschen Stadt zu vergleichen, wird beispielsweise dadurch erschwert, dass die Frauen hier derzeit (Februar!) gerne ihre langen Beine zeigen und ihnen obenrum schon mal ein Bikini-Oberteil reicht. Aber hier ist gerade eben auch Sommer.
Insgesamt sind die Frauen schon dünner als in Deutschland. Das liegt vielleicht an den hohen Lebensmittelpreisen. Dies könnten auch erklären, warum am Monatsende kaum noch Geld da ist, um sich Anziehsachen zu kaufen, die halbwegs den Körper bedecken.
Die Männer sind auch dünner und muskulöser als in Deutschland. Hier ist ein klarer Trend zu erkennen: Mann isst gerne Proteine, die hier im 2,5-kg-Gebinde beim Chemist im Regal stehen. Das passt ganz gut zum Surfer-Image, das wir den Leuten hier zuschreiben. Aber wer hätte gedacht, dass das auch für Männer über siebzig zutrifft?

Vögel, Fledermäuse (kein Witz!), Insekten aller Größen, Touristen, Australier - aber keine Hunde im Park! Wohltuend.
Viel relevanter sind aber andere Besonderheiten im Straßenbild, die im ersten Moment gar nicht auffallen. So gibt es in Sydney kaum Hunde. Das mag weiter außerhalb anders sein, aber im Stadtzentrum und im Osten gibt es sehr wenig Hunde und somit auch wenig Gekläff und wenig Dreck auf den Gehwegen. Sich im botanischen Garten auf den Rasen zu legen, ist eher mit der Gefahr verbunden, von neugierigen Vögeln angepickt zu werden, als von Hundekacke gestört zu werden.
Zudem gibt es auch viel weniger Raucher auf der Straße. Es gibt schon Raucher, vor allem an den Tischen vor den Restaurants. Aber wer über die Bürgersteige der Stadt flaniert, tut das meistens rauchfrei. Das Reglement rund ums Rauchen (nicht in öffentlichen Gebäuden, nicht in Restaurants …) ähnelt hierbei sehr stark dem deutschen. In der unmittelbaren Nachbarschaft gibt es auch durchaus Raucher, die qualmen dann aber eher in der Garage oder auf dem Balkon.
Ebenfalls erfreulich selten sind Menschen, die telefonieren. Wer dich hier schief anschaut, hat vermutlich einen Grund dafür (steifes Genick?). Aber eben kein Telefon unterm Kinn. Wer hier freihändig vor sich hin schwafelt, hat vermutlich zu lange in der Sonne gesessen, unterhält sich aber vermutlich nicht mit seiner Freisprecheinrichtung. Das ist auf den engen Fußwegen ganz gut, die Leute sind in der Lage, ihren Mitmenschen auszuweichen und haben eher den Blick für den Teil des Lebens, der vor ihren Füßen stattfindet. Dieses Phänomen ist um so erstaunlicher, weil hier in jedem Zusammenhang davon ausgegangen wird, dass man ein Mobiltelefon besitzt. »Sie haben Interesse an dieser Wohnung? Lassen Sie doch bitte kurz Ihre Händinummer da!« – »Sie wollen einen Internetanschluss? Bräuchte ich noch Ihre Händinummer!« – »Wir liefern Ihnen die Möbel am Sonntag! Sagen Sie mir doch ihre Händinummer, dann rufen wir Sie eine halbe Stunde vorher an!« Vermutlich sind die Händi-Flatrates hier nicht so günstig, so dass die Leute ihr Händi nur dann benutzen, wenn sie es wirklich brauchen. Ähnlich, wie sie das in Deutschland auch immer vorgeben. Menschen, die in der Annahme, der Weg führt die nächsten paarhundert Meter weiter geradeaus, versonnen auf ihrem Smartphone rumtippen, gibt es natürlich genauso, wie die telefonierenden Alleinunterhalter im Bus. Aber sie sind eben viel seltener als in Deutschland.

Damit der Motor bei Fahrten durch schultertiefes Wasser weiterhin Luft bekommt, wurde er mit diesem schwarzen Dingsbums ausgestattet. Mögen die Nachbarn glauben, dass es einem auf der Flucht vor aufgeschreckten Nilpferden und tollwütigen Kängurus schon oft das Leben gerettet hat.
Wie ist der Australier motorisiert? Das Stadtbild ist dominiert von deutschen und japanischen Autos. Wie in Deutschland auch gilt auch hier ein möglichst geländegängiges Auto als Signal an die Nachbarn dafür, dass man nicht nur ein Sesselpupser ist, sondern sich durchaus auch in Gelände aufhält, das geländegängige Fahrzeuge notwendig macht. Nun ist es hier aber so, dass schon so manche steile Hofeinfahrt einen kurzen Radstand und viel Bodenfreiheit nahelegen. Daher erkennt man hier die, die in wirklich tiefem Grund unterwegs sind, am Rüssel, der am Auto befestigt ist und der selbst dann, wenn das Fahrzeug fast vollständig unter Wasser fährt, dafür sorgt, dass der Motor weiter Luft ansaugen kann. Jedenfalls hoffen die Besitzer, dass die Nachbarn sie dafür halten.