Auf dem National Pass durch die Wentworth Falls

Wandern auf historisch bedeutsamem Terrain: Der Weg zu den Wasserfällen trägt den Namen Charles Darwins. Der war hier vor 175 Jahren auch schon unterwegs.

Wandern auf historisch bedeutsamem Terrain: Der Weg zu den Wasserfällen trägt den Namen Charles Darwins. Der war hier vor 175 Jahren auch schon unterwegs.

Der Weg folgt einem einsamen Bachlauf. Der ist so einsam, dass wir die Touristen-Darsteller für die Fotos selbst mitbringen mussten.

Der Weg folgt einem einsamen Bachlauf. Der ist so einsam, dass wir die Touristen-Darsteller für die Fotos selbst mitbringen mussten.

Eine gute Empfehlung, den Zaun nicht zu überklettern. Hilfreich ist auch das Foto.

Eine gute Empfehlung, den Zaun nicht zu überklettern. Hilfreich ist auch das Foto.

Denn beim Blick über den Zaun ist nicht zu erkennen, wie tief es nach unten geht.

Denn beim Blick über den Zaun ist nicht zu erkennen, wie tief es nach unten geht.

Vom Rocket Point aus nahmen wir den Wasserfall (ausschnittsweise) selbst in Augenschein.

Vom Rocket Point aus nahmen wir den Wasserfall (ausschnittsweise) selbst in Augenschein.

Auf einen Teil des National Passes konnten wir ebenfalls blicken.

Auf einen Teil des National Passes konnten wir ebenfalls blicken.

In den Blue Mountains westlich von Sydney liegt das kleine Örtchen Wentworth Falls, nahe gelegen bei den gleichnamigen Wasserfällen. Der Ort liegt auf einem riesigen Plateau, dem Kings Tableland, das aber durchschnitten ist von Canyons, in denen sich Wasserarme durch nahezu unberührten Urwald schlängeln. Das Wasser, das diese Schluchten durchzieht, stürzt an verschiedenen Stellen vom Plateau in die Tiefe, so auch an den Wentworth Falls.

Das ist ein spektakuläres Schauspiel, nicht nur weil da große Wassermassen unterwegs sind und diese insgesamt 187 Meter in die Tiefe stürzen. Den besonderen Reiz macht ein Wanderweg aus, der diesen (mehrstufigen) Wasserfall mehrfach kreuzt.

Der Ort Wentworth Falls liegt etwa 100 km von Sydney entfernt direkt am Great Western Highway und an der Eisenbahn, ist somit mit Bahn und Auto gleichermaßen erreichbar. Wir sind mit dem Zug gekommen, der zwar etwas langsam unterwegs ist, aber aufgrund der Verkehrsdichte in Sydney und des Tempolimits auf dem Highway dauert die Anreise mit dem Auto etwa genauso lange. Und Bahntickets sind spottbillig, wie sich rausstellen sollte.

Nahe des Bahnhofs beginnt der Darwin Walk, ein Pfad der entlang eines Bachs durch ein Naturschutzgebiet führt. Angeblich soll dort schon Charles Darwin unterwegs gewesen sein, lange vor der Veröffentlichung seiner Evolutions­theorie.

Im September waren wir dann auch dort unterwegs. Jojo war zu Besuch da und so folgten wir Darwins Spuren durchs Unterholz. Obwohl die Häuser des Ortes bis sehr dicht standen, war man plötzlich mitten in der Wildnis, folgte dem Bach durch Wasserfälle und Sümpfe, sah Echsen und Fische. Der Weg am Bach endete an einem Zaun, ein Schild empfahl, diesen nicht zu übersteigen, denn hinter dem Zaun gab es für uns eine gigantisches Aussicht über die Täler und für den Bach etliche Meter freier Fall. Wir standen an der Kante der Schlucht oberhalb der Wentworth Falls und hatten drei Optionen, der Wand der Schlucht nach Westen zu folgen: Der Overcliff Track führt an der Oberkante und gilt als leicht zu benutzen. Auf halber Höhe der Wand gibt es den sog. National Pass, einen weiteren Pfad, der als etwas anspruchsvoller gilt. Ein dritter Pfad, der Wentworth Pass führt am Fuß der Wand durch den Urwald. Ein Weg der allerdings nicht von Einzelpersonen benutzt werden soll und auch Gruppen sollten jemanden finden, der nicht mitläuft und sicherstellt, dass die Gruppe am anderen Ende des Walks auch wieder auftaucht. Der Weg ist nur mäßig befestigt und führt teilweise über Leitern und durch Bäche. Und eben durch den Urwald.

Der Weg zum Pass führt über zahllose Treppenstufen. Von der Tiefe trennt den Benutzer oft nur das Stahlrohr des Treppengeländers.

Der Weg zum Pass führt über zahllose Treppenstufen. Von der Tiefe trennt den Benutzer oft nur das Stahlrohr des Treppengeländers.

Wir haben uns für den National Pass auf halber Höher entschieden, bestiegen aber zunächst noch den Rocket Point, einen Aussichtspunkt am Ende des Darwin Walks, und hatten so einen Blick auf das ganze Ausmaß des Wasserfalls  – und auf andere Touristen, die sich den Wasserfall vom Wentworth Falls Look Out aus ansahen.

Der Beginn des Wegs selbst bestand aus in den Fels gemeißelten Treppenstufen. Der Weg entstand am Anfang des 20. Jahrhunderts in mühevoller Handarbeit und ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Das Geländer wurde zwischenzeitlich ersetzt, ein paar Steine wurden getauscht, aber der Rest ist noch wie damals.

Stufe für Stufe wurde Anfang des 20. Jahrhunderts mit Hammer und Meißel in den Fels geschlagen.

Stufe für Stufe wurde Anfang des 20. Jahrhunderts mit Hammer und Meißel in den Fels geschlagen.

Direkt am Wasserfall führt die enge Treppe in die Tiefe und schon bald kreuzt der Weg eine große Stufe, auf die das Wasser niederprasselt. Felsblöcke führen durchs klare Wasser rechter Hand stürzt das Wasser die Wand herunter, linker Hand verschwindet es in der Tiefe.

Der weitere Weg orientierte sich sehr an den Möglichkeiten, die die Landschaft hierzu bot. Treppauf, treppab ging es durchs Gehölz, gut fünfzig Meter verliefen durch eine maximal 1,80 m hohe waagrechte Felsspalte, immerwieder tröpfelte oder plätscherte von der Oberkante der Schlucht Wasser auf den Weg. Auch die ebenen Teile des Weges waren sehr abwechsungreich, führten mal durch dichten Wald, mal durch spärlich bewachsene Kiesflächen.

Wir kreuzen den Wasserfall und entdecken einen riesigen Süßwasserkrebs. Wie kommt der hierher?

Wir kreuzen den Wasserfall und entdecken einen riesigen Süßwasserkrebs. Wie kommt der hierher?

Der Wiederaufstieg zum Plateau ist ebenfalls spektakulär aber nicht so steil wie der Abstieg. Auch hier gibt es zahlreiche Wasserfälle, Felsen, Treppenstufen und Aussichtspunkte, das alles ist aber auf eine längere Strecke verteilt.

Der Weg zurück zum Ausgangspunkt ist eher unspektakulär und führt entweder über den Short Cut Track zur Picnic Area am Ende des Darwin Walks oder direkt durch den Ort zum Bahnhof.

Die Beschaffenheit des Bodens änderte sich sehr häufig.

Die Beschaffenheit des Bodens änderte sich sehr häufig.

In der Regel aber ging es links und rechts des Weges steil nach oben oder unten.

In der Regel aber ging es links und rechts des Weges steil nach oben oder unten.

Und immer wieder sind gigantische Aussichten zu erblicken. Und kaum mehr Menschen als die, die man selbst mitgebracht hat.

Und immer wieder sind gigantische Aussichten zu erblicken. Und kaum mehr Menschen als die, die man selbst mitgebracht hat.

Der Reiseführer empfiehlt, für den National Pass 4 Stunden einzuplanen, für den Darwin Walk eine weitere. Beide Wege sind auch schneller zu bewältigen, aber man sollte sich Zeit nehmen und am besten früh am Tag starten.

Festes Schuhwerk ist hier unentbehrlich, mitnehmen sollte man zudem Sonnenschutz, Essen und Wasser. Stell außerdem sicher, dass die Batterien deiner Kamera voll sind und genug Platz auf deiner Speicherkarte frei ist. 🙂

Auch beim Wiederaufstieg: Wasser, Wasser, Wasser.

Auch beim Wiederaufstieg: Wasser, Wasser, Wasser.

Mich hat der Weg tief beeindruckt. Zum einen die überwältigende Landschaft mit ihren Wasserfällen, ihren mehrere hundert Kilometer weite Ausblicke, ihrer üppigen Pflanzen- und Tierwelt. Und nicht zuletzt die Leistung derer, die sich mit Hammer und Meißel aufgemacht haben, einen Wanderweg in den Fels zu hauen.

Viele Hinweistafeln berichten vom Bau der Strecke.

Viele Hinweistafeln berichten vom Bau der Strecke.

Wer auch immer einen Tag in Sydney zu verbringen hat, sei dieser Fleck sehr ans Herz gelegt. Die Oper und diese Brücke daneben sehen im Original genauso aus wie auf den zahllosen Postkarten. Die Wentworth Falls und der National Pass beeindrucken nur dann, wenn man tatsächlich dort ist.

Züge fahren stündlich ab Central, Tickets kosten für die einfache Fahrt unter 8,– $, Studenten zahlen die Hälfte.

Luftaufnahmen von der Gegend finden sich bei GoogleMaps.

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